Trendanalyse 04:

Die Subprime-Krise von 2008 – eine Trendwende?
Zur Zukunft der systemischen Entwicklung

Kurzfassung

 

Der Aufstieg von Global Financial Capital bis 2007

Trendanalyse 01 hat die bisherige Entwicklung des globalen Finanzkapitals (GFC) bis zum Beginn der Subprime-Krise gezeigt.

Darin wurde ein Megatrend in der Libertarisierung der globalen Wirtschaft ausgemacht.

Wichtigstes systemisches Ergebnis dieser Veränderungen ist die Herausbildung einer neuen globalen Machtstruktur. Die globale Wirtschaft hat den Primat der Politik abgelöst. Das Finanzkapital hat sich oberhalb des Realkapitals positioniert.

Bis zur Finanzkrise von 2007/2008 hatte sich eine spezielle Ausprägung von GFC, nämlich Investment Banking, an der Spitze der Pyramide positioniert.

Inmitten der Weltfinanzkrise stellt sich nun die Frage, ob sich dieses Muster ändern wird.

Ändert sich der Megatrend durch die Subprime-Krise?

Im Papier wird einleitend Entstehung und Ablauf der Krise analysiert. Die Unterschiede zur New-Economy-Krise werden herausgearbeitet.

Die Subprime-Krise ist insgesamt ein wesentlich raffinierteres Konstrukt als die New-Economy-Krise. Tiefere und breitere Auswirkungen sind zu registrieren:
Schwere Verluste für die Ersten in der Kette (Immobilien-Pleiten);

Schwerstverluste auch in Teilsegmenten von GFC selbst;
fühlbare Domino-Effekte für die Realwirtschaft.

Dieses Konstrukt sollte dann sagenhafte Gewinne für die Initiatoren bringen, die Folgen für die Bürgerinnen und Bürger jedoch werden sich als massiv erweisen.   

MacroAnalyst  geht in diesem Beitrag vor allem der Frage nach, ob sich Neues in der Veränderung des globalen Wirtschaftsystems zeigt.

Der Megatrend „Markt statt Staat“ war bis zum Ausbruch der Subprime-Krise intakt.

Inmitten der Subprime-Krise zeigen sich jedoch auffällige systemische Veränderungen. Der lange gepflegte ordnungspolitische Ideologierahmen bricht zusammen.

Zum einen werden Grundregeln über Bord geworfen und staatliche Hilfsmaßnahmen diskretionär, also ohne systematische Begründung, eingesetzt.

Zum anderen greift der Staat zu Rettungspaketen von gewaltigen Dimensionen.

Beides zusammen führt zu der Interpretation, der Staat gewönne alte Machtpositionen zurück. Davon kann aber keine Rede sein.

Der Staat ist vielmehr vorletztes Glied in einem raffiniert inszenierten Ablauf. Der aktuelle Stand ist, dass er in einem kaum vorstellbaren Maße Staatsfinanzen einsetzen wird, die der Wiederherstellung des dominanten Musters dienen werden. Diese Finanzvolumen sind hauptsächlich vom Bürger zu erbringen. Letztlich sind es also die Bürgerinnen und Bürger, die zur Reparatur des Megatrends herangezogen werden. 

Bei dieser Behebung der Finanzkrise sind Politiker fast ausschließlich nur noch dem Druck von oben, von Global Governance abwärts, ausgesetzt. Eine entschiedene Interessenausübung der Bürger fehlt.

Das ist kein Beleg für die These von der Renaissance des Staates. Das zeigt vielmehr die schwache Stellung des Staates, die ihm im Zuge der jahrzehntelangen Libertarisierung der Weltstrukturen zugewiesen worden ist.

Wie wird es deshalb weitergehen?

Unsere Einschätzung läuft auf zwei Szenarien hinaus.

Szenario-1:  Rückkehr zum Megatrend
Wird sich weiterhin kein ausreichender Druck der Bürger auf die Politik aufbauen,

dann wird zunächst eine Phase zunehmender Regulierung einsetzen, mittel- bis langfristig aber wird der Pfad zurück auf den langfristigen Megatrend beschritten werden.

Dann wird Global Financial Capital die sich erneut auftürmende Überschussliquidität nutzen, um die nächste Krise zu inszenieren - wie nach der New-Economy-Krise.

Schreibt man allerdings die Spitzen-Spitzen-Werte der Amplituden von
New-Economy-Krise bis Subprime-Krise für die nächste Krise fort, würde man zu Schwankungen von nicht mehr vorstellbaren Größenordnungen kommen.

Szenario-2:  Rückschnitt auf Finanzierungsfunktion
Würden sich allerdings die jetzt ergriffenen Maßnahmen als wirkungslos herausstellen, ginge also die Rezession etwa in eine Depression über, dann würden sich noch nicht kalkulierbare Folgen zeigen – Weltwirtschaftskrise II. Dann wäre immerhin denkbar, dass der Druck der Bürger so zunehmen würde, dass die Finanzwelt deutlich in Richtung auf ihre der Realwirtschaft dienende Funktion zurück geschnitten werden müsste.

Quelle: MacroAnalyst.de