Kettenglied 1:    Das Wirtschaftswachstum                          zurück zur Startseite


Die Entwicklung des Wirtschaftswachstums ist gerade in den neunziger Jahren sehr stark in den Vordergrund gerückt worden, weil der Vergleich dann zugunsten der USA ausfiel. Ohne Zweifel lag die USA in dieser Phase und auf diesem Feld vorne.

Tabelle 1:

Höheres Wachstum in den USA
(Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen von 1995; in nationaler Währung;  EU_12
Durchschnittliche Jahresveränderungen in v.H.
 

 

USA

EU

1961 - 70

4,2

5,3

1971 - 80

3,2

3,2

1981 - 90

3,2

2,4

1991 - 00

3,2

2,1

2001

0,3

1,5

2002

2,5

0,9

2003

2,4

1

2004

2,5

2,3


Quelle: EU Kommission, DG ECFIN;  2003 + 2004 = Schätzung Commission staff                 MacroAnalyst

Übersichtlich in     >Grafik-1:   US und EU Wirtschaftswachstum

Langfristig betrachtet fällt aber zunächst auf, dass das Wirtschaftswachstum in beiden Räumen zurückgegangen ist, in Europa jedoch stärker als in den USA.

Übertroffen hat das Wirtschaftswachstum Europas das der USA lediglich in den sechziger Jahren. Seit den achtziger Jahren hingegen hat die USA einen höheren Anstieg vorgelegt (Differenz in den neunziger Jahren rd. 1 Prozentpunkt). Vor allem diese Wachstumsdifferenz - obwohl alles in allem nicht gerade berauschend – war es, aus der die Überlegenheit des US-Modells abgeleitet wurde. Nachdem die US-Wirtschaft in den neunziger Jahren den längsten Aufschwung in der amerikanischen Geschichte hinlegte, wurde sie umgehend zu einer ‚New Economy’ stilisiert, obwohl die als Neue Technologien zu identifizierenden Wirtschaftssektoren Ende der neunziger Jahre gerade etwa 3 bis 4 Prozent der Gesamtwirtschaft ausmachten.

Nach dem Platzen der Börsenblase glitt sie in eine Rezession ab, die allerdings auf das Jahr 2001 beschränkt blieb. Die Geldpolitik öffnete umgehend die Schleusen, um auf den Wachstumspfad zurückzuführen. Aus der Sicht von Anfang 2004 scheint dies auch zu gelingen.

Die Bedingungen allerdings, unter denen das US-Wachstum zustande kam, sind geradezu tabuisiert. In den Boomzeiten des Aktienmarktes wurden die anschwellenden Handelsbilanzdefizite in der Medienberichterstattung vollständig ignoriert.

Dies hat sich in den Jahren des Kursverfalls geändert. Wenigstens an den Finanzmärkten werden seit drei Jahren die Defizite in der Leistungsbilanz zur Kenntnis genommen. Allerdings mehr unter dem Aspekt ihrer Finanzierbarkeit, weil die Verbindungen zum Wert der amerikanischen Währung offensichtlich sind. Nicht diskutiert wird weiterhin das chronologische Muster der Entstehung dieser Defizite; nicht diskutiert wird vor allem auch ihre Einbettung in makroökonomische Zusammenhänge. Eine Erklärung für ihre Entstehung wird sowohl den Amerikanern selbst, als aber auch den Europäern vorenthalten. Mit anderen Worten, in den Vordergrund gerückt wird stets das höhere Wachstum der USA, ausgeblendet wird die Frage nach der Qualität dieses Wachstums.

Dies nachzuholen, darauf konzentriert sich der MacroAnalyst. Die Ursachenkette wird im folgenden dargestellt, beginnend mit Kettenglied 2, dem Konsum.

>>Kettenglied 2: Das Konsumverhalten