(mit einer aktualisierten Grafik, Stand April 2006) Der hohe Konsum in den USA schlägt sich direkt in der niedrigen Sparquote nieder. In Tabelle 3 wird die volkswirtschaftliche Konsumquote gezeigt, d. h. die gesamte Ersparnis aller Sektoren in Prozent des Bruttoinlandsprodukts. In dieser ist also die unterschiedliche Spartätigkeit der Konsumenten, der privaten Unternehmen und des Staates zusammengefasst. Es ist vor allem die auffällig niedrige Sparneigung der Konsumenten, die das Gesamtergebnis beeinflusst. Zeitweise lag die persönliche Sparneigung sogar im negativen Bereich, d.h. die US-Bürger gaben mehr als ihr Einkommen für Konsum aus.
>Grafik 3: Zunächst zeigt die Tabelle ganz allgemein, dass das Sparen in beiden Wirtschaftsräumen tendenziell rückläufig ist. Dafür dürfte der langfristig wirksame Druck der Werbung ausschlaggebend sein. Dieser Druck ist nun aber in den USA länger und stärker
entfaltet worden als in Europa. Erinnert sei daran, dass Vance Packard diese
Zusammenhänge schon in den fünfziger Jahren ( "The hidden Persuaders")
analysiert hat. Seitdem ist viel Geld für die Heranbildung des Konsumbürgers
verausgabt worden. Auch Europa zeigt, wie gesagt, diese rückläufige Tendenz. Machte das Sparen in den 60er und 70er Jahren noch rund ein Viertel des Inlandsprodukts aus, so hat sich die Sparquote seit den 80er Jahren stabil auf gut 21 % eingependelt, verbleibt damit aber auf einem ganz anderen Niveau. Die Trends in beiden Räumen übereinander gelegt, ergibt
eine spektakuläre Kluft: Eine derart bescheidene Spartätigkeit ist nun nicht gerade vorbildlich für ein 'role model'. Es verwundert deshalb nicht, dass es Versuche gegeben hat, die Bedeutung dieser Fakten herunterzuspielen. So wurde am Ende des großen Börsenbooms in den USA ernsthaft vorgetragen, das Vermögen der Amerikaner sei durch die Kursexplosion so weit angestiegen, dass die Konsumausgaben leicht finanziert werden könnten. Abgesehen davon, dass nach dem Platzen der Blase jedermann unmittelbar einleuchten konnte, dass diese Konstruktion nicht trägt, gibt es dagegen einen systematischen Einwand. Diese Argumentation nämlich wirft makroökonomische Basiskategorien durcheinander, die die Anfangskapitel volkswirtschaftlicher Lehrbücher bilden. Es wurde schlicht die Tatsache übersehen, dass Vermögen eine Bestandskategorie darstellen, während Sparen eine Stromgröße sind. Beide Größen können also im Kreislauf nicht direkt verknüpft werden. Dass die offizielle Politik diesbezüglich auch ganz andere Prioritäten setzt, wurde an folgendem Ereignis sichtbar. Mitten im Börsenboom organisierte die Clinton-Administration 1998 einen Spargipfel (savings summit). Führende Repräsentanten der republikanischen Partei nahmen an dieser Konferenz teil, um die breite politische Basis in dieser Frage zu unterstreichen. Der Gipfel maß der Herausforderung einer zu niedrigen Sparquote "national priority" bei. Dass eine so fundamentale Dimension, wie das Sparen, nicht durch einen Politik-Gipfel zu beeinflussen ist, liegt auf der Hand. Und genau dies zeigt sich im Börsenboom seit 2003 erneut. Die Vermögensillusion (steigende Börsenkurse verleiten zu höheren Konsumausgaben) ist offensichtlich größer denn je - jedenfalls in den USA. Die persönliche Sparquote ist in 2005, also über ein ganzes Jahr hinweg gerechnet, negativ gewesen ( = minus 0,4 %). D. h. dass die Amerikaner mehr als ihr verfügbares Jahreseinkommen in den Konsum gesteckt haben.
>> Grafik 3-2:
(aktueller Stand April 2005) Zusammengefasst: >>Kettenglied 4: Die Investitionen
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