Diverse Arbeiten zum Produktivitätsvergleich EU - USA

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Studie 1:    ILO Productivity Report in 2000

Der Produktivitätsreport der Internationalen Arbeitsorganisation in 2001 hob vor allem die Beduetung der Arbeitszeit für die Messung der Produktivität hervor.

Tabelle 5-8-1:
Amerikaner müssen mittlerweile sogar länger als Japaner arbeiten

Stunden pro Erwerbstätigen und Jahr 2000
 

USA 1.979
Japan 1.840
Großbritannien 1.719
Deutschland* 1.480
Hours worked per worker and year in 2000;  --- 
Quelle: ILO Productivity Report; in NYT Sept. 1, 2001                                            

* Laut Berechnungen des IAB wurden im Jahr 2003 durchschnittlich nur noch 1.445 Arbeitsstunden von jedem Erwerbstätigen in Deutschland geleistet (Mitteilung des Stat. Bundesamts)                  
.                                                                                                                                        MacroAnalyst

>Grafik: Amerikaner müssen länger als Japaner arbeiten


 

 

Studie 2: Die Europäische Zentralbank zur Produktivität

Höhere Produktivitätsfortschritte für Europa belegte auch die Produktivitätsstudie der Europäischen Zentralbank in 2002 (Monthly Bulletin, August 2002). Die EZB untersuchte darin die aussagekräftige "Produktivität je Arbeitsstunde".

(a)  In Bezug auf das Wachstum der Produktivität kam die EZB zu folgenden Ergebnissen:
 

Tabelle 5-8-2:
Produktivität wächst schneller in Europa
  USA EURO-Land
Wachstumsrate p. a.
in %
   
1982 - 1995 1,2 2,5
1996 - 2001 1,9 1,6
     
Gesamtveränderung
in %
1981 - 2001
32,3 55,5
Produktivität je ArbStd.

Quelle: Europäische Zentralbank EZB                                                                MacroAnalyst.de
 

>Grafik: EU hat höheres Produktivitätswachstum
 

Unterteilt man den gesamten Zeitraum in zwei Perioden, gelangt man zu drei klaren Ergebnissen:

Erstens wuchs die Produktivität im gesamten Zeitraum von 1981 bis 2001 in Europa signifikant schneller als in den USA.

Zweitens geht dies auf das höhere Wachstumstempo in der Phase von 1981 bis 1995 zurück. Die jährliche Wachstumsrate lag in diesen 14 Jahren doppelt so hoch wie in den USA (2,5 vs. 1,2 %).

Drittens zeigt Tabelle 5 eine auffällige Änderung der langfristigen Entwicklung, das ist das US-Wachstum seit 1996. In der Endphase des Börsenbooms entwickelte sich erstmals seit langem ein schnelleres Produktivitätstempo als in Europa. Es zeigt die hohe Kunst der Selbstdarstellung, wenn diese Phase nun gleich generell zu dem Eindruck einer "Produktivitätsrevolution" verdichtet wurde, um an eine Etikettierung durch Alan Greenspan zu erinnern. Nun sind diese Daten nicht konjunkturgeglättet; deshalb schlägt das höhere Wirtschaftswachstum in diesen Jahren auf die Produktivität durch. Wir wollen dies nicht weiter kritisieren, immerhin spricht allerdings die EZB in diesem Zusammenhang von einem "bias" zugunsten der USA.

 

(b)   In Bezug auf das Niveau der Produktivität kam die EZB zu folgenden Ergebnissen:

Ein Wachstum der Produktivität führt zu einem Anstieg des Produktivitätsniveaus. Europa erntet die Früchte des stärkeren Produktivitätstempos.

Wegen des schnelleren Produktivitätsanstiegs in Europa seit 1981 ist der seit dem II. Weltkrieg vorhandene US-Vorsprung beim Produktivitätsniveau immer kleiner geworden. Machte das europäische Produktivitätsniveau 1981 nur 81 % des amerikanischen aus, so lag es in 2001 schon bei 95 %.

>Grafik: Europa holt, wegen des höheren Tempos, beim Produktivitätsniveau auf


(c)   Methodische Anmerkungen zur EZB-Studie für Experten

1.  Grafik 5-3 zeigt das Produktivitätsniveau der Euro-Zone in Prozent des US-Niveaus. Da beim Niveauvergleich Währungsdifferenzen ausgeschaltet werden sollten, hat die EZB Kaufkraftparitäten 1996 der OECD zugrunde gelegt.

2.  Die EZB weist darauf hin, dass gerade Vergleiche der Produktivitätsniveaus auf eine Reihe von Messungsproblemen stoßen. Daher sollten die dargestellten Kurvenverläufe mehr als Entwicklungstendenzen der Produktivitätsniveaus, nicht so sehr als Niveauvergleiche per se gelesen werden

3.   Data for euro area:
For all series: All German levels are backcast by using West-German growth
rates.
GDP: Eurostat backcast with national accounts of individual euro area
countries.
Total employment: Individual euro area national accounts data, for some
countries backcast with BIS data at the annual frequency.
Hours worked: Average working hours from OECD Employment Outlook (2002) for
individual countries.
From total employment and average hours worked for the individual euro area
countries, the total hours worked series for the euro area is calculated.

4.   Data for the United States:
GDP: BEA.
Total employment: BEA.
Hours worked: Average working hours from OECD Employment Outlook (2002).
 

 

Studie 3: Untersuchung von McKinsey

Wir erinnern an dieser Stelle auch noch einmal an eine Untersuchung von McKinsey, die wir ebenfalls in früheren Ausgaben vorgestellt hatten. (McKinsey Global Institute: US Productivity Growth 1995 - 2000, Washington DC., Oct. 2001). Schon hier war auf eine Produktivitätsbeschleunigung ab 1995 in den USA aufmerksam gemacht worden.

Ein interessantes Ergebnis dieser Studie war, dass der Gesamtanstieg der Produktivität nur aus 6 Sektoren stammte: Einzelhandel, Großhandel, Effektenhandel, Telekom, Halbleiter- und Computerherstellung. Der Beitrag der anderen 53 Sektoren, die 70 % der Gesamtwirtschaft ausmachen, war fast Null ( 0,3 %). Dieser Befund ist ein Indiz für die von MacroAnalyst vertretene These eines Fortgangs der De-Industrialisierung der USA.

 

 

Studie 4:  Deutsche Bundesbank zur Produktivität
 

Diese Studie ist deshalb gerade für deutsche Leser interessant, weil sie belegt, wie schwer die Wiedervereinigung wiegt.

Die Bundesbank hat in einem speziellen Beitrag zur Produktivität auf einen gerade für Deutschland wichtigen Umstand bei internationalen Produktivitätsvergleichen aufmerksam gemacht (Monatsbericht, September 2002). . Dieser Studie zufolge hat Deutschland den Niveauvergleich bereits im Jahr 1990 angeführt. Dann aber kam die Wiedervereinigung, die einen scharfen Produktivitätseinbruch nach sich zog:         Von 101 % (USA = 100) auf nur noch 84,5 % (!). Die Wiedervereinigung nämlich hat zu einer starken Expansion des Nenners geführt, während sich der Beitrag zum Zähler in Grenzen hielt.

Dieser Umstand ist aber für jeden US-Europa-Vergleich gleichermaßen von Bedeutung, da Deutschland immer als Schwergewicht in den europäischen Durchschnitt eingeht.

Im Bundesbankbericht wird im übrigen, wie in anderen Studien auch, Frankreich einen Spitzenplatz zugewiesen.